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september 2014

Zwiebeln aus dem Seeland, der Gemüsekammer der Schweiz
Historisches

Vom Malariagebiet zur Gemüsekammer


Überschwemmungen, hohe Sterblichkeit und zu gewissen Zeiten gar Malaria prägten die unwirtliche Gegend. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts die erste Juragewässerkorrektion Wirkung zeigte, war in den tieferen Lagen des Seelands wenig vom Charme der heutigen Drei-Seen-Region zu merken. Moor-, Sumpf- und Auenlandschaften beanspruchten einen grossen Teil des Seelands, und das Grosse Moos mit seinen fast 400 km2 bildete die grösste zusammenhängende Moorfläche der Schweiz.
Zwiebeln am
laufenden Band

Auf diesem Feld in Mörigen wurden während den letzten Tagen die Zwiebeln geerntet. Hier können die Erträge als sehr gut bezeichnet werden. Nach einem fein ausgeklügelten Logistiksystem gelangt das Gemüse direkt vom Feld zum Verteiler resp. zum Konsumenten. - Wer weiss, ein Teil findet sich vielleicht auch auf den Zwiebelmärkten, zum Beispiel in Nidau und Biel, Anlässe, die sich in einem gewissen Sinne auch zu farbenfrohen Erntedankfesten gestalten [ww]. 
Dies änderte sich, als durch den Bau des Hagneck-Kanals, die Erweiterung des Zihl- und Broye-Kanals sowie die Erweiterung des Abflusskanals aus dem Bielersee ein zusammenhängendes Gewässersystem geschaffen wurde. Es diente fortan als Ausgleichsbecken für Hochwasser. Mit diesen Massnahmen verbunden war die Absenkung des Wasserspiegels der drei Juraseen um rund 2.5 m, wodurch neues Land gewonnen wurde. Zusätzlich wurden grosse Flächen des Seelands trockengelegt und Massnahmen zur Bodenverbesserung eingeleitet, so dass seither grosse Teile der ehemaligen Sumpflandschaft intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftet werden können. Die Absenkung des Grundwasserspiegels und die Umwandlung der torfigen Böden in mineralische Böden hatte aber auch unliebsame Folgen: Der Boden sackte so stark ab, dass das Seeland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder vermehrt von Überschwemmungen betroffen war. Die zweite Juragewässerkorrektion (1962–1973) wurde nötig, um die Arbeiten der ersten Korrektion zu verfeinern und zu ergänzen und so eine dauerhafte hochproduktive Landwirtschaft zu ermöglichen.

Nicolas Schneider und Dr. Werner Eugster - Uni Bern, Geographisches Institut
Gruppe für Klimatologie und Meteorologie

Herbststürme auf dem Bielersee - Faszination Kitesurfen
Aufnahmen erstellt bei starken Westwinden vom 24.09.2014 - ww
Im Herbst (und auch im Frühling) durchfurchen Stürme aus West und Ost den Bielersee und sorgen dafür, dass die Wassermassen so richtig aufgemischt werden. Das tut tem See, der als einer der drei Jurarandseen rund einen Fünftel der gesamten Fläche
der Schweiz entwässert, hinsichtlich Sauerstoffanreicherung gut. . Die Aare (als Hagneck-Kanal) bringt als Hauptzufluss durchschnittlich etwa zwei Drittel
des gesamten Wassers. Der Rest fliesst durch die Schüss im Nordosten und den Zihlkanal (Ausfluss des Neuenburgersees) im Südwesten zu. Bei derartigen Wetterverhältnissen kommen die Kitesurfer so richtig auf Touren und frönen nach Herzenslust ihrer Leidenschaft [ww].
Kitesurfen, auch Kiteboarden oder Lenkdrachensegeln, ist ein relativ junger Trendsport, der aus dem Powerkiten entstanden ist. Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einem Board, das Ähnlichkeit mit einem kleinen Surfbrett oder Wakeboard aufweist, und wird von einem Lenkdrachen (engl. kite) – auch Windschirm oder Schirm genannt – über das Wasser gezogen. Die Vorbewegung ist damit mit dem Surfen mit Windantrieb vergleichbar (Wikipedia). und kleine Boote anzutreiben. Zum Steuern verwendete er ein 4-Leinen-System, welches demheutzutage beim Kitesurfen verwendeten sehr nahekam. Sowohl die Kutschen als auch die Schiffe konnten damit nach Lee fahren, dazu parallel und kleine Sprünge absolvieren. Pococks Absicht war es, das von ihm „Charvolant“ genannte System als echte Alternative zu Pferden zu etablieren, um die zu seiner Zeit übliche „Pferdesteuer“ zu umgehen. Sein Konzept konnte sich aber nicht durchsetzen, so dass es bis Ende des Jahrhunderts fast komplett in Vergessenheit geriet. 1903 entwickelte der Luftfahrtpionier Samuel Franklin Cody den Man-lifting Kite, verband diesen mit einem kleinen Segelboot und überquerte damit den Ärmelkanal
(Wikipedia).
Geschichtliches
In den 1820er-Jahren experimentierte der englische Lehrer George Pocock mit großen Lenkdrachen, um damit Kutschen

(Fortsetzung Spalte 4)

SwissSkills (Berufsmeisterschaften) in Bern: Zwei Gewinner aus Lobsigen
AKTUELL:

Erfolgreiche Seeländer an den SwissSkills 2014 in Bern: Marco Muster, Polybauer aus Lobsigen, hat die Gold- und Christoph Nussbaumer, Strassenbauer, ebenfalls aus Lobsigen, die Silber-Medaille gewonnen.

Herzliche Gratulation und weiter so! [ww].
Können auf höchstem Niveau: Vom 17. bis 21. September 2014 trafen sich die besten jungen Schweizer Berufsleute aus Handwerk, Industrie und Dienstleistung – aus rund 130 Berufen – zu einem Grossevent mit spitzensportlicher Note. Die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister wurden in rund 70 Berufen ausgemacht. Zu den SwissSkills Bern 2014 kamen nicht weniger als 1000 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer sowie rund 200 000 Besucherinnen und Besucher aus allen Regionen der Schweiz. Zum ersten Mal massen sich die Talente gleichzeitig am selben Ort. Aktuell werden Berufsmeisterschaften dezentral – verstreut über die ganze Schweiz – durchgeführt. Bundesrat Johann Schneider-Ammann hatte das Patronat ueber die SwissSkills Bern 2014 inne (zvg/swissskills).
Kommentar:
Die beiden Gewinner aus Lobsigen, einem kleinen Seeländerdorf, zeigen eindrucksvoll, dass man hierzulande noch zu Hause oder zumindest nicht weit weg davon im gewerblichen Bereich seinen Wunschberuf erlernen kann - und zwar sehr gut erlernen kann. Leistungsfähige KMUs, die Lehrlinge ausbilden, findet man bis in die hintersten Winkel des Seelandes. - Die SwissSkills Bern sind auch Ausdruck des heimischen föderalsitisch aufgebauten  Berufsausbildungs-
Konzeptes, das einen nicht zu unterschätzenden Beitrag an das Wohlergehen selbst scheinbar abgelegener Gebiete leistet.

Es tut oft weh, wenn man anderswo beispielsweise per Velo oder zu Fuss einst schmucke Dörfer und Städtchen durchfährt bzw. durchwandert und feststellen muss, dass diese seit einiger Zeit verlassen und verkommen sind - und dies meilenweit. -

Walter Winkler

Rückblick auf 175 Jahre Taubenlochschlucht Biel: Dampfbahnromantik
  Anfangs September 2014 wurde das 175-Jahr-Jubiläum der Taubenloch-Schlucht Biel gefeiert. Ein Highlight für Klein und Gross war die Dampfbahnfahrt von Biel nach Frinvillier, zum Ausgangspunkt der Schlucht. - Besonders hingewiesen sei auf den Blick über die Stadt Biel beim Aufstieg Richtung Jura, aber auch das Manöver in Péry-Reuchenette, wo der Zug gewendet wurde. Vielen älteren Fahrgästen mögen hier liebe Erinnerungen an früher gekommen sein, als Stationen wie "Malenwald", "Frinvillier" und "Péry-Reuchenette" noch nicht so nahe schienen und nicht selten schwer erreichbar waren (z.B. im Winter oder bei ungünstigen Wetterverhältnissen). (ww)  

Zum eidg. Dank-, Buss- und Bettag 2014: Pilgerweg Bielersee, Twann
Hier handelt es sich um eine sog. "Photosynth-Kreation", mit deren Werkzeugen man
einen Panorama-Effekt erzielen kann. Interessant ist auch die Vollbildschirm-Option (ww).

 

Kirche Pilgerweg Bielersee: Kirche Twann

Twann (Duana) wird erstmals 1136 erwähnt. Erzbischof Humbert von Besançon und der Bischof von Basel bestätigten eine Stiftung an das Kloster Lützel im Elsass.  In der Schenkungsurkunde wird Berchtold von Twann aufgeführt. Die Kirche, von der erst 1228 die Rede ist, wird im Jahr 1299 dem hl. Martin geweiht. Sie zählt zum damaligen Zeitpunkt zum Dekanat Solothurn des Bistums Lausanne.

Eine Urkunde von 1237 besagt, dass der Kirchensatz dazumal den Freiherren von Twann gehörte. Es ist anzunehmen, dass dieser mindestens seit dem beginnenden 12. Jahrhundert in der Hand dieses Geschlechtes lag, welches mit Berchtold von Twann erstmals 1136 urkundlich erwähnt wurde.

Weiterführende Infos  Kirchen Pilerweg Bielersee >>

Grüne Partei Seedorf - Natur und Kultur am Lobsigensee
Am Samstag, 13.09.2014, fand im Schulhaus Lobsigen und am Lobsigensee zum Thema "Natur und Kultur am Lobsigensee" eine Informationsveranstaltung statt. Der Anlass wurde von den Grünen Seedorf organisiert und durchgeführt, wobei auch die "Fairfood-Initiative" sowie die Gemeindewahlen Seedorf vom 02.11.2014 Erwähnung fanden.

Besonders hingewiesen sei auf die Jugendnaturschutzgruppe, die mit ihrem attraktiven Stand nicht wenige Interessenten anlockte. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Beitrag an die Hege und Pflege der zahlreichen Lebensformen des einmaligen Feuchtgebietes zu leisten. Eine wichtige Aufgabe stellt unter anderem das Verlegen der Amphibien-Zäune dar. Ein Renner der Ausstellung war auch das "Bogenschiessen wie die Pfahlbauer", das unter kundiger Leitung durchgeführt wurde und auch grosse Kinder anlockte. Auf einem Rundgang um den Lobsigensee konnten sich die Teilnehmer von fachkundiger Seite her darüber informieren lassen, wie schwierig es heute ist, eine möglichst harmonische Gewichtung aus Sicht der Archäologie, der Ökologie sowie der Landwirtschaft - Faktoren, die auf das Gebiet einwirken - zu finden (ww).

Verlandungsgefahr: Gespeist wird der Lobsigesee hauptsächlich durch Niederschläge, unterirdische Einsickerung und höchst wahrscheinlich Drainage des umliegenden Kulturlandes, welches mit fast 85 % den grössten Anteil des natürlichen Einzugsgebietes bildet. Der Abfluss erfolgt am nördlichen Ende des Sees durch den Seebach. Dieser – in den letzten Jahren am unteren Ende durch Biber teilweise gestaut[4], jedoch ohne Folgen für den See – fliesst in nordöstlicher Richtung nach knapp 5 km, südöstlich vor Ortsbeginn Lyss in den Lyssbach, der wiederum westlich vor Busswil in die Alte Aare mündet (Quelle: Wikipedia). 



Fair schmeckt besser - Die Fair-Food-Initiative: Diese unterstützt, was eigentlich für alle selbstverständlich ist: Lebensmittel aus einer naturnahen, umwelt- und tierfreundlichen Landwirtschaft mit fairen Arbeitsbedingungen. Um dies sicherzustellen, braucht es auch für importierte Nahrungsmittel klare und ökologische und soziale Standards. Diese werden durch die Fair-Food-Initiative gesetzt [ww].

Weiterführende
Infos zur Grünen Politik:
Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts im stehenden, flachen Gewässer – die maximale Seetiefe beträgt 2,5 m – kommt es zu übermässigem Wachstum von Wasserpflanzen sowie Zoo- und Phytoplankton. Nach deren Absterben bildet die tote Biomasse mit der Zeit eine immer grösser werdende Schlickschicht auf dem Seegrund des flachen Sees. Ohne geeignete Massnahmen, wird der See in wenigen Jahrzehnten verlandet und somit auch ausgetrocknet sein.

Bei der Siedlungsstätte am Lobsigesee
handelt es sich nicht um eine Pfahlbausiedlung im landläufigen oder romantischen Sinn, sondern um eine Feuchtbodensiedlung. Als Indizien hierzu, können die Überreste von aufgefundenen Bohlenwegen gewertet werden, die auf dem feuchten Ufergrund verlegt worden sind und dass insgesamt nur sehr wenige
Holzpfähle gefunden worden sind. Wie Bohrungsresultate weiter aufzeigten, dürfte sich diese Siedlung auf einer Insel[21], und nicht im Seewasser in Ufernähe befunden haben. Was auch nahelegt, dass der Lobsigesee vor 4 und mehr Jahrtausenden vor heute, wesentlich grösser gewesen ist.

Das weitere Fundmaterial aus der Siedlung besteht überwiegend aus auffällig klein zerscherbter Keramik, Silex, Knochengeräten, wenigen Steinbeilen, zahlreichen Lehmstrichen von Hausböden und Tierknochen, bei denen es sich um Speiseabfälle der früheren Bewohner handeln dürfte. Speziell interessant sind der vorgenannte Feuerstein, auch bekannt als Flintstein oder eben Silex, der aus den Südalpen stammt und Bergkristall aus den Alpen.

Letztere Funde lassen offen, ob die Siedler Handel trieben oder ausgedehnte Reisen zur Jagd unternahmen, neben dem Anbau von Feldfrüchten, dem Sammeln von Kräuter oder der lokalen Jagd und Fischerei. Ebenfalls offen ist die Frage, wie lange die Besiedlung dauerte und ob der Lobsigesee mehrmals besiedelt wurde.

UNESCO-Welterbe: Im Jahre 2011 wurden die Reste der Pfahlbauten am Lobsigesse zusammen mit 110 weiteren Fundstellen in sechs Alpenländern von der UNESCO in das Inventar des UNESCO-
Weltkulturerbes aufgenommen. Davon befinden sich 6 Fundstellen im Kanton Bern – fünf um den Bielersee und die Fundstelle am Lobsigesee – als Teil der insgesamt 56 Fundstätten in der Schweiz, welche über 15 Kantone verteilt sind [Quelle Wikipedia].
Siehe auch: Grüne Seedorf

von Rütte-Gut - Culture
"Kopfsalat" - so nennt Alfonso Hüppi, *1935 und in Baden-Baden lebend und arbeitend - seine Steingruppe, die im Zusammenhang mit den 25-Jahr-Jubiläums-Aktivitäten "Kunst am See" des von Rütte-Gutes am Bielersee entstanden ist. - Der Künstler schreibt dazu:

"Die Steinbrocken sollten verstreut im Unterholz am Ufer verteilt werden. So war's geplant. Doch fand ich mich unverhofft vor einem wirren Steinhaufen zu Füssen einer mächtigen Buche. Wie in diesen Zufall eine Ordnung, eine Gliederung, einen Sinn hineinbringen? Ob es am Ende gelungen ist, aus Willwür und Obsession ein sinnvolles Ganzes zu schaffen? - Die neugierigen Ziegen (die damals am Zaun waren) haben durch heiteres Gemecker schon ihre Zustimmung bekundet. Ob auch die Wanderer längs des Ufers sich ihrem Urteil anschliessen, wird sich zeigen. Nous verrons..."
Nun - dem Wanderer längs des Ufers bietet sich heute ein verspieltes, eigenartiges und -williges Gebilde, Zeichen, die der eigenen Fantasie viel Spielraum für eigene Vorstellungen lassen - ja, in ganz stillen Momenten kann sich der Betrachter des Eindruckes nicht erwehren, als hätten hier Geistwesen ihre Spuren hinterlassen (ww). 

weiterführende Infos >>

von Rütte-Gut - Idylle
Auf dem einzigartigen Gelände des von Rütte-Gutes lädt manch idyllisches Plätzchen zum Verweilen, Nachdenken und Meditieren ein. Aus der Natur strömen einem neue Kräfte zu, die helfen, den grauen Alltag mit seinen Problemen zu meistern (ww).

Das von Rütte-Gut ist das letzte der ehemals 30 bernpatrizischen Land- und Rebgütern am Bielersee. Bis ins 15. Jahrhundert lässt sich seine
Geschichte zurück verfolgen. Heute sind es verschiedene Partner, die dem Gut zu Lebendigkeit und Attraktivitaet verhelfen: Räumlichkeiten für Gastronomie, Kultur und Seminare, mit W-Lan.
Im von Rütte-Gut können Sie ihre eigene Ausstellung oder Kultur-Event einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Unser Haus inmitten
des Parkes bietet geeignete räumliche Voraussetzungen dafür und verfügt über die notwendigen Parkplätze sowie die Nähe zum öffentlichen Verkehr.
Bewerbung für einen öffentlichen Kulturanlass.
Die Räumlichkeiten des von Rütte-Gutes werden bei Übereinstimmen der Anforderungen gratis zur Verfügung gestellt.

weiterführende Infos >>

Zum Jubiläum: 175 Jahre Taubenlochschlucht Biel
Die Sage vom Taubenloch Biel
So ist die Schlucht zu ihrem Namen "Taubenloch" gekommen: Auf einer Anhöhe über dem kühnen Fall der Schüss in die Klus von La Reuchenette hinunter trotzen die Mauerreste einer alten Burg. Dort oben auf dem Felsennest Rondchâtel herrschte zur Zeit der Kreuzzüge der Ritter Enguerrand. Auf seinen Kriegsfahrten unter fernen Himmelsstrichen hatte er gar rauhe Sitten angenommen, die machten ihn zum Schrecken der ganzen Gegend. Sarazenen, rohe, unbändige Gesellen, hatte er aus dem Morgenlande mitgebracht. Das waren nun seine Trossknechte, mit deren Hilfe er das Land unsicher machte. Bei Tag und bei Nacht überfiel er Gehöfte und Dörfer der Nachbarschaft, brannte sie nieder, erschlug die Männer und schleppte Frauen und Mädchen auf seine Burg. Das friedliche Volk im Tale wusste bald nicht mehr, wie es sich schützen sollte vor der Willkür seines grausamen Herrn. 

An einem schönen Sommertag begab sich Walther, ein junger Müller aus Biel-Bözingen, nach Wülflingen (=CH-Vaufflin), um dort seine Braut zur Hochzeit abzuholen. Einige Freunde gingen mit, sie wollten dem jungen Paar nachher ins Heimatdorf das Geleite geben. Das junge Mädchen, das seiner Zierlichkeit und Schönheit wegen von den Dorfbewohnern Colombe, das Täubchen, genannt wurde, riet aus Furcht vor dem gewaltigen Schlossherrn, einen Umweg zu machen. Doch die munteren Burschen redeten ihr die Angst aus und schlugen, auf ihre Kraft und die derben Knüttel vertrauend, mit ihr den nächsten Pfad ein, der unter der Burg vorbeiführte. Es ist ja nicht weit nach Biel-Bözingen und mitten am hellen Tage, sagten sie. - Da bewegte sich etwas im Gehölz hinter ihnen. Und im nächsten Augenblick waren sie von einer starken Schar schwerbewaffneter Knechte umringt. Unter ihnen war der Ritter von Rondchâtel auf seinem weissen Hengst. 

Ein Kampf mit dieser Überzahl war aussichtslos. "Mein ist das Mädchen!" schrie Enguerrand den Bräutigam an, und ohne ihm Zeit zu einer Antwort zu lassen steiss er den Jüngling vor den Augen seiner Verlobten mit dem Schwerte nieder. 

Der Hartherzige befahl den schwarzen Schergen, das Mädchen gebunden abzuführen. "Sie soll uns im Schloss droben ein wenig Kurzweil machen", höhnte er noch, indem er seinem Schimmel die Sporen gab und bergauf ritt. Aber das Mädchen riss sich aus den Fäusten der Reisigen los. Sie blickte noch einmal auf ihren toten Verlobten und sprang in den Abgrund. Alsbald sahen die vor Staunen verstummten Trossknechte eine schneeweisses Täubchen aus der Gischt der brausenden Schüss emporflattern und im Himmelsblau entschwinden. 

Die neue Untat des Herrn auf Rondchâtel erbitterte das Landvolk weit umher aufs tiefste. Man tat sich zusammen, und die Freunde Walthers, die geschworen hatten, den Mord zu rächen, sannen auf einen Plan, wie dem Bösewicht beizukommen wäre. Die Mannschaft der Stadt Biel zog samt den Bauern aus dem ganzen Tal in voller Kriegsrüstung heran und schloss die Wegelagerer von allen Seiten ein. Die Freunde des ermordeten Bräutgams warfen sich auf Enguerrand, der mit dem Schwerte wütend um sich hieb und zwei der Angreifer tötete. Zuletzt jedoch erspähte einer der Jünglinge von Bözingen eine Lücke im Harnisch des Ritters und rannte ihm blitzschnell seine Hellebarde in die Brust. Bald danach schlugen die Flammen aus der Raubburg von Rondchâtel. 

Nach jener Zeit aber vernahmen die Wanderer auf dem Wege durch die Talenge just an der Stelle, wo die Jungfrau sich in die Flut gestürzt hat, den klagenden Ruf einer Taube, der aus dem schäumenden Grunde empordringt. Das ist die Stimme der unglücklichen Braut, die nicht will, dass man die verruchten Taten des Schlossherrn von Rondchâtel vergesse (ww).